Charles J. Haughey

Charles Haughey (1967)

Charles James Haughey (irisch: Cathal Séamas Ó hEochaidh, * 16. September 1925 in Castlebar; † 13. Juni 2006 in Kinsealy) war irischer Politiker für die Partei Fianna Fáil und war drei Mal irischer Premierminister: von 1979 bis 1981, 1982 und von 1987 bis 1992.

Er wurde am 16. Juni 2006 auf dem St Fintan's Cemetery begraben.

Frühe Jugend

Charles Haughey wurde in Castlebar (County Mayo) geboren und entstammt einer Familie mit republikanischem Hintergrund. Sein Vater war Offizier in der IRA, begann später aber eine Offizierslaufbahn bei der regulären irischen Armee. Eine schwere Krankheit des Vaters erzwang den Austritt aus der Armee, die Familie zog nach Dublin. Dort studierte Haughey und qualifizierte sich zum Buchhalter, später begann er ein Studium der Rechtswissenschaften und wurde Anwalt.

Politische Karriere

Charles Haughey galt als einer der Politiker mit dem ausgeprägtesten Überlebensinstinkt. Trotz mehrerer Rückschläge gelang ihm 1957 erstmals der Einzug in den Dáil Éireann, das Unterhaus des irischen Parlaments. Dort vertrat er die Fianna-Fáil-Partei, der er bis zum Ende seiner Laufbahn angehörte. Seine erste große Aufgabe, die Position als Staatssekretär für das Justizministerium, bot ihm 1960 sein politischer Mentor Seán Lemass an, der auch sein Schwiegervater war. Haughey hatte 1951 dessen Tochter Maureen geheiratet. Im Jahr darauf wurde er selbst Justizminister und bekleidete dieses Amt mit einigem Erfolg, wobei er eine Vielzahl von gesetzesgeberischen Reformen auf den Weg brachte. Diese Bilanz konnte er im nächsten Amt, dem des Agrarministers, nicht fortsetzten.

Waffenkrise

Haughey hegte früh Ambitionen für das Amt des Premierministers; er sah seine Chance gekommen, als Seán Lemass 1966 vom Amt des Taoiseach zurücktrat.[1] Stattdessen nominierte die Partei jedoch Jack Lynch, Haughey musste sich erbittert mit dem Amt des Finanzministers begnügen. Dort bewies er Effizienz in seiner Amtsführung, begründet durch seinen beruflichen Hintergrund. Seine Verwicklung in die Waffenkrise sollte ihn jedoch das Amt kosten. Als 1969/1970 die Unruhen in Nordirland aufflammten, wurde Haughey und dem Agrarminister Neil Blaney vorgeworfen, Hilfsgelder für notleidende Katholiken in Ulster veruntreut und stattdessen an die IRA geleitet zu haben. Im Mai 1970 entließ Premierminister Lynch beide Minister.[2] Haughey gab seine Karriere nicht auf, sondern verbrachte die Jahre bis 1977 in der politischen Verbannung in der Provinz. Dann gelang ihm ein bemerkenswertes Comeback: Fianna Fáil kehrte nach Jahren der Opposition zurück in die Regierungsverantwortung. Haughey hatte sich inzwischen mit pro-republikanischer Rhetorik eine starke Anhängerschaft aufgebaut, Lynch sah sich gezwungen, ihn wieder in die Ministerriege aufzunehmen. Als 1979 Lynch vom Amt des Premiers zurücktrat, nutzte Haughey seine Chance. Er gewann die hart umkämpfte Wahl des Nachfolgers gegen seinen Konkurrenten George Colley.[3]

Machtwechsel und politisches Erbe

Die 1980er Jahre waren in Irland geprägt durch eine tiefe Wirtschaftskrise und politische Instabilität. Das politische Geschick ließ Haughey seitdem im Stich, seine Zeit als Regierungschef war nicht von Erfolgen gekrönt: Die öffentlichen Ausgaben erreichten Rekordhöhen, die Steuern stiegen. 1981 verlor Haughey die Parlamentswahlen und wurde Oppositionsführer. Doch die neue Regierung unter Garret FitzGerald verlor nach nur wenigen Monaten in einer weiteren Parlamentswahl ihre Mehrheit. So kehrte Haughey bereits Anfang 1982 als Premierminister zurück. Auch seine zweite Amtszeit war von Misserfolgen und Eklats wie der GUBU-Affäre um seinen Generalstaatsanwalt Patrick Connolly geprägt, sodass die gegnerische Fine Gael Ende 1982 die dritten Parlamentswahlen binnen kurzer Zeit für sich entscheiden konnte. Haughey kehrte 1987 noch einmal ins Premierministeramt zurück, doch der wirtschaftliche Aufschwung ließ auf sich warten. Seine Jahre im Amt waren überschattet von innerparteilichen Auseinandersetzungen, Vorwürfen der Annahme von privaten Spenden und der Vorteilsnahme.[4] Enthüllungen über außereheliche Beziehungen taten ihr Übriges, seinen Ruf zu demontieren.

Kaum eine Persönlichkeit spaltet die Meinung in Irland so sehr wie Charles Haughey. Für seine Kritiker war er dafür verantwortlich, dass durch Korruptionsvorwürfe das Ansehen der Politik Irlands im Allgemeinen und der Ruf der Fianna Fáil im Besonderen untergraben wurde. Für seine Befürworter war „Charlie“ ein Reformer und Wegbereiter für den Aufstieg Irlands zum Keltischen Tiger. Er erlag am 13. Juni 2006 in seinem Haus in Kinsealy (County Dublin) einem Krebsleiden.

Weblinks

  • BBC: Ex-Irish Taoiseach Haughey dies (engl.)

Fußnoten

  1. John Henry Whyte: Ireland, 1966–82. In: Theodore W. Moody, Francis Xavier Martin (Hg.): The course of Irish history. Mercier Press, Cork, 17. Aufl. 1987, ISBN 0-85342-715-1, S. 342–361, hier S. 356.
  2. John Henry Whyte: Ireland, 1966–82. In: Theodore W. Moody, Francis Xavier Martin (Hg.): The course of Irish history. Mercier Press, Cork, 17. Aufl. 1987, S. 342–361, hier S. 357.
  3. John Henry Whyte: Ireland, 1966–82. In: Theodore W. Moody, Francis Xavier Martin (Hg.): The course of Irish history. Mercier Press, Cork, 17. Aufl. 1987, S. 342–361, hier S. 358.
  4. John Henry Whyte: Ireland, 1966–82. In: Theodore W. Moody, Francis Xavier Martin (Hg.): The course of Irish history. Mercier Press, Cork, 17. Aufl. 1987, S. 342–361, hier S. 359.
Regierungschefs der Republik Irland und ihrer Vorgängerstaaten

Präsident des Dáil Éireann bzw. Präsident der Irischen Republik
Brugha | de Valera | Griffith

Vorsitzender der Provisorischen Regierung des Irischen Freistaats
Collins | W. T. Cosgrave

Präsident des Exekutivrats des Irischen Freistaats
W. T. Cosgrave | de Valera

Taoiseach der Republik Irland
de Valera | Costello | de Valera | Costello | de Valera | Lemass | Lynch | L. Cosgrave | Lynch | Haughey | FitzGerald | Haughey | FitzGerald | Haughey | Reynolds | Bruton | Ahern | Cowen | Kenny | Varadkar | Martin | Varadkar | Harris

Bildungsminister der Republik Irland

John J. O’Kelly | Michael Hayes | Fionán Lynch | Michael Hayes | Eoin MacNeill | John O’Sullivan | Thomas Derrig | Seán T. O’Kelly | Éamon de Valera | Thomas Derrig | Richard Mulcahy | Seán Moylan | Richard Mulcahy | Jack Lynch | Patrick Hillery | George Colley | Donogh O’Malley | Jack Lynch | Brian Lenihan | Pádraig Faulkner | Richard Burke | Peter Barry | John P. Wilson | John Boland | Martin O’Donoghue | Charles J. Haughey | Gerard Brady | Gemma Hussey | Patrick Cooney | Mary O’Rourke | Noel Davern | Séamus Brennan | Niamh Bhreathnach | Michael Smith | Niamh Bhreathnach | Micheál Martin | Michael Woods | Noel Dempsey | Mary Hanafin | Batt O’Keeffe | Mary Coughlan | Ruairi Quinn | Jan O’Sullivan | Richard Bruton | Joe McHugh | Norma Foley

Finanzminister der Republik Irland
Gesundheitsminister der Republik Irland

James Ryan | Noel Browne | John A. Costello | James Ryan | Thomas F. O’Higgins | Seán MacEntee | Donogh O’Malley | Seán Flanagan | Erskine Childers | Brendan Corish | Charles J. Haughey | Michael Woods | Eileen Desmond | Michael Woods | Barry Desmond | John Boland | Rory O’Hanlon | Mary O’Rourke | John O’Connell | Brendan Howlin | Michael Woods | Michael Noonan | Brian Cowen | Micheál Martin | Mary Harney | Mary Coughlan | James Reilly | Leo Varadkar | Simon Harris | Stephen Donnelly

Justizminister der Republik Irland

Michael Collins | Arthur Griffith | Austin Stack | Eamonn Duggan | Kevin O’Higgins | William Thomas Cosgrave | James FitzGerald-Kenney | James Geoghegan | Patrick Ruttledge | Gerald Boland | Seán Mac Eoin | Daniel Morrissey | Gerald Boland | James Everett | Oscar Traynor | Charles J. Haughey | Seán Lemass | Brian Lenihan | Michael Moran | Desmond O’Malley | Patrick Cooney | Gerard Collins | Jim Mitchell | Seán Doherty | Michael Noonan | Alan Dukes | Gerard Collins | Ray Burke | Pádraig Flynn | Máire Geoghegan-Quinn | Nora Owen | John O’Donoghue | Michael McDowell | Brian Lenihan | Dermot Ahern | Brendan Smith | Alan Shatter | Frances Fitzgerald | Charlie Flanagan | Helen McEntee | Heather Humphreys | Helen McEntee | Heather Humphreys | Simon Harris | Helen McEntee

Minister für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung der Republik Irland

Art O’Connor | Patrick Hogan | James Ryan | Patrick Smith | James Dillon | Thomas Walsh | James Dillon | Frank Aiken | Seán Moylan | Frank Aiken | Patrick Smith | Charles J. Haughey | Neil Blaney | James Gibbons | Mark Clinton | James Gibbons | Ray MacSharry | Alan Dukes | Brian Lenihan | Austin Deasy | Michael O’Kennedy | Michael Woods | Joe Walsh | Ivan Yates | Joe Walsh | Mary Coughlan | Brendan Smith | Simon Coveney | Michael Creed | Barry Cowen | Micheál Martin | Dara Calleary | Charlie McConalogue

Sozial- und Familienminister der Republik Irland

James Ryan | William Norton | James Ryan | Brendan Corish | Patrick Smith | Seán MacEntee | Kevin Boland | Joseph Brennan | Kevin Boland | Joseph Brennan | Brendan Corish | Charles J. Haughey | Michael Woods | Eileen Desmond | Michael Woods | Barry Desmond | Gemma Hussey | Michael Woods | Brendan Daly | Charlie McCreevy | Michael Woods | Proinsias De Rossa | Dermot Ahern | Mary Coughlan | Séamus Brennan | Martin Cullen | Mary Hanafin | Éamon Ó Cuív | Joan Burton | Leo Varadkar | Regina Doherty | Heather Humphreys

Verteidigungsminister der Republik Irland

Richard Mulcahy | Cathal Brugha | Richard Mulcahy | Michael Collins | William Thomas Cosgrave | Peter Hughes | Desmond FitzGerald | William Thomas Cosgrave | Frank Aiken | Oscar Traynor | Thomas F. O’Higgins, Sr. | Seán Mac Eoin | Oscar Traynor | Seán Mac Eoin | Kevin Boland | Gerald Bartley | Michael Hilliard | James Gibbons | Jerry Cronin | Patrick Donegan | Liam Cosgrave | Oliver J. Flanagan | Robert Molloy | Pádraig Faulkner | Sylvester Barrett | James Tully | Paddy Power | Patrick Cooney | Patrick O’Toole | Michael J. Noonan | Brian Lenihan | Charles J. Haughey | Brendan Daly | Vincent Brady | John P. Wilson | David Andrews | Hugh Coveney | Seán Barrett | David Andrews | Michael Smith | Willie O’Dea | Brian Cowen | Tony Killeen | Éamon Ó Cuív | Alan Shatter | Enda Kenny | Simon Coveney | Enda Kenny | Leo Varadkar | Simon Coveney | Micheál Martin

Normdaten (Person): GND: 119483394 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n84089887 | VIAF: 8199019 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Haughey, Charles J.
ALTERNATIVNAMEN Haughey, Charles James (vollständiger Name); hEochaidh, Cathal Séamas Ó
KURZBESCHREIBUNG irischer Politiker
GEBURTSDATUM 16. September 1925
GEBURTSORT Castlebar
STERBEDATUM 13. Juni 2006
STERBEORT Kinsealy