Dirac-Spinor

Ein Dirac-Spinor ist ein Begriff aus der Mathematik, der nach Paul Dirac benannt ist. Dirac-Spinoren sind Elemente der fundamentalen Darstellung Δ {\displaystyle \Delta } der komplexifizierten Clifford-Algebra C l i f f ( p , q ) {\displaystyle \mathrm {Cliff} (p,q)} und somit eine bestimmte Gattung von Spinoren (Vektoren). Sie sind ein nützliches Konzept der Quantenphysik.

Häufig als Dirac-Spinoren bezeichnet werden auch Lösungen der Dirac-Gleichung. Diese sind Dirac-Spinorfelder, d. h. jedem Punkt der Raumzeit wird ein vierdimensionaler Dirac-Spinor zugeordnet.

Mathematische Konstruktion

Sei n = p + q {\displaystyle n=p+q} .

Die komplexifizierte Clifford-Algebra C l i f f ( p , q ) {\displaystyle \mathrm {Cliff} (p,q)} ist

  • isomorph zur Matrizenalgebra M a t 2 k ( C ) {\displaystyle Mat_{2^{k}}(\mathbb {C} )} , falls n = 2 k {\displaystyle n=2k} gerade ist, oder
  • isomorph zur Matrizenalgebra M a t 2 k 1 ( C ) M a t 2 k 1 ( C ) {\displaystyle Mat_{2^{k-1}}(\mathbb {C} )\oplus Mat_{2^{k-1}}(\mathbb {C} )} , falls n = 2 k 1 {\displaystyle n=2k-1} ungerade ist.

In jedem Fall hat sie eine kanonische 2 k {\displaystyle 2^{k}} -dimensionale Darstellung, die also für alle Signaturen ( p , q ) {\displaystyle (p,q)} mit n = p + q {\displaystyle n=p+q} existiert und auch eine Darstellung der Spin-Gruppe S p i n ( p , q ) {\displaystyle \mathrm {Spin} (p,q)} ist. Diese Darstellung heißt Spinor-Darstellung, die Vektoren dieses Darstellungsraumes werden als Dirac-Spinoren bezeichnet.

In geraden Dimensionen n = 2 k {\displaystyle n=2k} ist die Spinor-Darstellung, als Darstellung von S p i n ( p , q ) {\displaystyle \mathrm {Spin} (p,q)} betrachtet, reduzibel. Sie kann zerlegt in zwei Weyl-Spinoren der Dimension 2 k 1 {\displaystyle 2^{k-1}} werden, es gibt also zwei Darstellungsräume, so dass Δ 2 k = Δ 2 k + Δ 2 k {\displaystyle \Delta _{2k}=\Delta _{2k}^{+}\oplus \Delta _{2k}^{-}} . Die Darstellungen mit den Darstellungsräumen Δ 2 k + , Δ 2 k {\displaystyle \Delta _{2k}^{+},\Delta _{2k}^{-}} und auch für ungerade Dimensionen n = 2 k + 1 {\displaystyle n=2k+1} mit dem Raum Δ 2 k + 1 {\displaystyle \Delta _{2k+1}} sind irreduzibel.[1]

Anwendung in der Elementarteilchenphysik

Dirac-Spinoren in 3+1 Raum-Zeit-Dimensionen, also zu C l i f f ( 3 , 1 ) {\displaystyle \mathrm {Cliff} (3,1)} , dienen in der Quantenelektrodynamik zur mathematischen Beschreibung von Fermionen mit Spin 1/2. Zu diesen Dirac-Fermionen gehören im Standardmodell der Teilchenphysik sämtliche fundamentalen Fermionen. In diesem Fall sind die Dirac-Spinoren vierdimensional, gehören zu einer Darstellung der Lorentzgruppe und sind Lösungen der Dirac-Gleichung. In String- und Branentheorien werden auch Dirac-Spinoren in höheren Dimensionen betrachtet.

Dagegen wurden Majorana-Fermionen bisher nicht gefunden, aber von manchen vereinheitlichten Feldtheorien vorhergesagt. Sie entsprechen reellen Darstellungen der Cliffordalgebren.

Literatur

  • Thomas Friedrich: Dirac-Operatoren in der Riemannschen Geometrie. Vieweg Verlag, ISBN 978-3-528-06926-1.
  • Michael E. Peskin, Daniel V. Schroeder: An Introduction to Quantum Field Theory. Addison-Wesley, 1995, ISBN 978-0-201-50397-5 (englisch). 
  • Pierre Ramond: Field Theory. A Modern Primer. Addison-Wesley, 1990, ISBN 978-0-201-54611-8 (englisch). 

Einzelnachweise

  1. Thomas Friedrich: Dirac-Operatoren in der Riemannschen Geometrie: mit einem Ausblick auf die Seiberg-Witten-Theorie (= Advanced lectures in mathematics). Vieweg, Braunschweig Wiesbaden 1997, ISBN 978-3-528-06926-1, S. 22 ff.