Maßraum

Ein Maßraum ist eine spezielle mathematische Struktur, die eine essentielle Rolle in der Maßtheorie und dem axiomatischen Aufbau der Stochastik spielt.

Definition

Das Tripel ( Ω , A , μ ) {\displaystyle (\Omega ,{\mathcal {A}},\mu )} heißt Maßraum, wenn

  • Ω {\displaystyle \Omega } eine beliebige, nichtleere Menge ist. Ω {\displaystyle \Omega } wird dann auch Grundmenge genannt.
  • A {\displaystyle {\mathcal {A}}} eine σ-Algebra über der Grundmenge Ω {\displaystyle \Omega } ist.
  • μ {\displaystyle \mu } ein Maß ist, das auf A {\displaystyle {\mathcal {A}}} definiert ist.

Alternativ kann man einen Maßraum auch als einen Messraum ( Ω , A ) {\displaystyle (\Omega ,{\mathcal {A}})} versehen mit einem Maß μ {\displaystyle \mu } definieren.

Beispiele

Ein einfaches Beispiel für einen Maßraum sind die natürlichen Zahlen als Grundmenge Ω = N {\displaystyle \Omega =\mathbb {N} } , als σ-Algebra wählt man die Potenzmenge A = P ( N ) {\displaystyle {\mathcal {A}}={\mathcal {P}}(\mathbb {N} )} und als Maß das Diracmaß auf der 1: μ = δ 1 {\displaystyle \mu =\delta _{1}} .

Ein bekannter Maßraum ist die Grundmenge R {\displaystyle \mathbb {R} } , versehen mit der borelschen σ-Algebra B ( R ) {\displaystyle {\mathcal {B}}(\mathbb {R} )} und dem Lebesgue-Maß. Dies ist der kanonische Maßraum in der Integrationstheorie.

Die in der Wahrscheinlichkeitstheorie verwendeten Wahrscheinlichkeitsräume ( Ω , A , P ) {\displaystyle (\Omega ,{\mathcal {A}},P)} sind allesamt Maßräume. Sie bestehen aus der Ergebnismenge Ω {\displaystyle \Omega } , der Ereignisalgebra A {\displaystyle {\mathcal {A}}} und dem Wahrscheinlichkeitsmaß P {\displaystyle P} .

Klassen von Maßräumen

Endliche Maßräume

Ein Maßraum ( Ω , A , μ ) {\displaystyle (\Omega ,{\mathcal {A}},\mu )} wird ein endlicher Maßraum oder auch beschränkter Maßraum genannt, wenn das Maß der Grundmenge endlich ist, also μ ( Ω ) < {\displaystyle \mu (\Omega )<\infty } ist.

σ-endliche Maßräume

Eine Maßraum wird ein σ-endlicher Maßraum oder σ-finiter Maßraum genannt, wenn das Maß σ-endlich (bezüglich der σ-Algebra A {\displaystyle {\mathcal {A}}} ) ist.

Vollständige Maßräume

Hauptartikel: Vollständiger Maßraum

Ein Maßraum heißt vollständig, wenn jede Teilmenge einer Nullmenge bezüglich des Maßes wieder messbar ist, also in der σ-Algebra liegt.

Signierte Maßräume

Ist A {\displaystyle {\mathcal {A}}} eine σ-Algebra über der Grundmenge Ω {\displaystyle \Omega } und ν {\displaystyle \nu } ein signiertes Maß auf dieser σ-Algebra, so nennt man das Tripel ( Ω , A , ν ) {\displaystyle (\Omega ,{\mathcal {A}},\nu )} einen signierten Maßraum.

Separable Maßräume

Ein Maßraum ( Ω , A , μ ) {\displaystyle (\Omega ,{\mathcal {A}},\mu )} heißt ein separabler Maßraum, wenn ein abzählbares Mengensystem S A {\displaystyle {\mathcal {S}}\subset {\mathcal {A}}} existiert, so dass für alle A A {\displaystyle A\in {\mathcal {A}}} und beliebige ε > 0 {\displaystyle \varepsilon >0} ein S S {\displaystyle S\in S} existiert, so dass μ ( A S ) < ε {\displaystyle \mu (A\triangle S)<\varepsilon } ist.

Zerlegbare Maßräume

Zerlegbare Maßräume treten auf, wenn man den Satz von Radon-Nikodým allgemeiner formulieren will als nur für σ-endliche Maßräume.

Lokalisierbare Maßräume

Hauptartikel: Lokalisierbarer Maßraum

Auf lokalisierbaren Maßräumen lassen sich messbare Funktionen, die auf Mengen endlichen Maßes übereinstimmen zu einer lokal messbare Funktion zusammensetzen.

Literatur

  • Jürgen Elstrodt: Maß- und Integrationstheorie. 6., korrigierte Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2009, ISBN 978-3-540-89727-9, doi:10.1007/978-3-540-89728-6.