Peanosche Fläche

Modell der peanoschen Fläche in der Dresdener Modellsammlung[1]

In der Mathematik ist die peanosche Fläche der Graph der Funktion

f ( x , y ) = ( 2 x 2 y ) ( y x 2 )   . {\displaystyle f(x,y)=(2x^{2}-y)(y-x^{2})\ .}

Sie wurde 1899 von Giuseppe Peano als Gegenbeispiel zu einer Vermutung für die Existenz eines lokalen Maximums/Minimums einer Funktion von zwei Variablen angegeben.[2][3][4]

Diese Fläche wurde 1920 von Georg Scheffers in seinem Lehrbuch der darstellenden Geometrie[5] als Fläche von Peano bezeichnet. Sie wird auch Peano-Sattel genannt.[6][7]

Die zu widerlegende Vermutung

Vermutung: Haben die Schnitte des Graphen einer Funktion f ( x , y ) {\displaystyle f(x,y)} mit Ebenen durch die z {\displaystyle z} -Achse an der Stelle ( 0 , 0 ) {\displaystyle (0,0)} alle ein lokales Maximum, so hat auch die Funktion f {\displaystyle f} an der Stelle ( 0 , 0 ) {\displaystyle (0,0)} ein lokales Maximum.

Die Fläche von Peano zeigt: Diese Vermutung ist falsch. Dafür genügt es zu zeigen, dass für die Funktion f ( x , y ) = ( 2 x 2 y ) ( y x 2 ) {\displaystyle f(x,y)=(2x^{2}-y)(y-x^{2})} gilt:

  1. Jede Schnittkurve der Fläche mit einer Ebene durch die z {\displaystyle z} -Achse besitzt im Punkt ( 0 , 0 , 0 ) {\displaystyle (0,0,0)} ein lokales Maximum.
  2. In jeder Umgebung von ( 0 , 0 ) {\displaystyle (0,0)} besitzt f {\displaystyle f} sowohl positive als auch negative Werte.
Peano-Fläche

Eigenschaften der Funktion f

Die Funktion f ( x , y ) = ( 2 x 2 y ) ( y x 2 ) {\displaystyle f(x,y)=(2x^{2}-y)(y-x^{2})} besitzt folgende Eigenschaften:

  1. f ( x , y ) = 0 {\displaystyle f(x,y)=0\;} auf den Parabeln y = 2 x 2 {\displaystyle y=2x^{2}} und y = x 2 {\displaystyle y=x^{2}} .
  2. f ( x , y ) > 0 {\displaystyle f(x,y)>0\;} zwischen diesen Parabeln, also für x 2 < y < 2 x 2 {\displaystyle x^{2}<y<2x^{2}} (im Bild rosa) und
  3. f ( x , y ) < 0 {\displaystyle f(x,y)<0\;} sonst (im Bild hellblau).
  4. Schränkt man f {\displaystyle f} durch a x + b y = 0 {\displaystyle ax+by=0} mit a 2 + b 2 > 0 {\displaystyle a^{2}+b^{2}>0} ein, so prüft man leicht nach, dass jede solche Einschränkung von f {\displaystyle f} im Nullpunkt ( 0 , 0 , 0 ) {\displaystyle (0,0,0)} ein lokales Maximum besitzt.
  5. Die Funktionswerte entlang der Parabel y = 2 x 2 {\displaystyle y={\sqrt {2}}x^{2}} (im Bild rot) sind außerhalb des Nullpunktes positiv (!). f {\displaystyle f} hat also im Nullpunkt einen Sattelpunkt. (Für diese Überlegung kann man eine beliebige zwischen den Parabeln verlaufende Kurve verwenden.)

Der übliche Sattelpunkt-Test mit der Determinante der Hessematrix liefert kein Ergebnis, da die Determinante 0 ist.[8]

Weblinks: weitere Modelle der peanoschen Fläche

  • Uni Dresden
  • Universitätssammlungen

Literatur

  1. Peanosche Fläche. In: math.tu-dresden.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Juli 2020; abgerufen am 2. August 2020. 
  2. Arnold Emch: A model for the Peano Surface. In: American Mathematical Monthly. 29, Nr. 10, 1922, S. 388–391.
  3. Angelo Genocchi, Giuseppe Peano (Hrsg.): Differentialrechnung und Grundzüge der Integralrechnung. B.G. Teubner, 1899, S. 332.
  4. Kuno Fladt: Analytische Geometrie spezieller Flächen und Raumkurven, Springer-Verlag, 2013, S. 197.
  5. Georg Scheffers: Lehrbuch der darstellenden Geometrie. Band II, 1920, S. 261–263.
  6. S. N. Krivoshapko, V. N. Ivanov: Encyclopedia of Analytical Surfaces. Springer, 2015. Siehe insbesondere den Abschnitt Peano Saddle, S. 562–563.
  7. George K. Francis: A Topological Picturebook. Springer-Verlag, New York 1987, ISBN 0-387-96426-6, S. 88.
  8. Kurt Meyberg, Peter Vachenauer: Höhere Mathematik 1. Springer-Verlag, 1995, ISBN 3-540-59188-5, S. 403.