Gravity Recovery and Interior Laboratory

GRAIL ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zu weiteren Bedeutungen siehe Grail.
Gravity Recovery and Interior Laboratory

Missionslogo
Typ Raumsondenpaar
Land Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Organisation National Aeronautics and Space Administration NASA
COSPAR-Bezeichnung 2011-046A
2011-046B
Missionsdaten
Startdatum 10. September 2011, 13:08:52 UTC
Startplatz Cape Canaveral AFS, LC-17B
Trägerrakete Delta-7920H-10C
Missionsdauer 464 Tage
Enddatum 17. Dezember 2012, 22:29:21 UTC
Landeplatz kontrollierter Absturz in Nordpolregion
(an unbenanntem Berg zerschellt)
Bahndaten
Koordinatenursprung Mond
Bahnhöhe 55 km (anfänglich)
Umlaufzeit 113 min (anfänglich)
Allgemeine Raumfahrzeugdaten
Startmasse jeweils 307 kg
Leermasse jeweils 201 kg
Abmessungen (H × B × T) 109 cm × 95 cm × 76 cm
Hersteller Lockheed Martin Space Systems
Sonstiges
Vorherige
Mission
Kepler
Nachfolgende
Mission
InSight
 
10. September 2011 Start
 
7. März 2012 Beginn der Wissenschaftsmission
 
7. Mai 2012 Abschluss der primären Wissenschaftsphase
 
30. August 2012 Verlängerung der Mission
 
3. Dezember 2012 Ende der Verlängerung der Misson
 
17. Dezember 2012 Missionsende durch kontrollierten Absturz auf dem Mond

Gravity Recovery and Interior Laboratory (GRAIL) war eine Mondmission der NASA, die im Rahmen des Discovery-Programms durchgeführt wurde. Der Name spielt auf engl. (Holy) Grail = (Heiliger) Gral an.

GRAIL bestand aus zwei im September 2011 gemeinsam gestarteten Raumsonden, die zwischen Anfang 2012 und Dezember 2012 den Mond umkreisten. Ziel der Mission war die genaue Vermessung des lunaren Schwerefelds und der Schwereanomalien, um daraus Aufschlüsse auf den inneren Aufbau des Mondes zu gewinnen.

Aufbau der Sonden

Die Mission wurde vom Jet Propulsion Laboratory geleitet. Die Sonden wurden von Lockheed Martin Space Systems basierend auf dem XSS-11-Satelliten gebaut.[1] Die Stromversorgung erfolgte über zwei ausklappbare, aber nicht schwenkbare Solarmodule (763 W), die Lithium-Ionen-Akkumulatoren aufluden (30 Ah bei 28 V).[2] Zur Lageregelung dienten Warmgas-Steuerdüsen und Reaktionsschwungräder. Die Daten wurden über eine S-Band-Funkverbindung an das Deep Space Network (DSN) übertragen.[3]

Die Sonden arbeiteten, wie die GRACE-Satelliten, nach dem SST-Prinzip (Satellite-to-Satellite Tracking): Sie umrundeten den Mond auf derselben Bahn und maßen mit dem Lunar Gravity Ranging System (LGRS) mittels elektromagnetischer Wellen im Ka-Band kontinuierlich die gegenseitige Distanz. Dadurch ließen sich Unregelmäßigkeiten des Schwerefeldes mit hoher Präzision analysieren.[3]

Als zusätzliche Nutzlast, zu Bildungszwecken für Schüler, befand sich auf jeder der beiden Sonden das Kamerasystem E/PO MoonKam mit jeweils fünf einzelnen Kameras, die Bilder von der Mondoberfläche, der Erde und den Sonden selbst übermittelten.[4] Die Sonden wurde nach einem landesweiten Wettbewerb für Schulklassen „Ebb“ (Ebbe) und „Flow“ (Flut) benannt.[5]

Funktionsprinzip der GRAIL-Sonden

Missionsverlauf

Flugbahnen zum Mond: GRAIL A: rot, GRAIL B: blau

Die beiden GRAIL-Sonden starteten zusammen auf einer zweistufigen Delta-7920H-10C-Rakete am 10. September 2011 um 13:08:52 UTC von der Cape Canaveral Air Force Station aus.

Nach dem Start erfolgte eine dreieinhalbmonatige Transferphase über den Lagrange-Punkt L1 des Erde-Sonne-Systems zum Mond, um die erforderliche Geschwindigkeitsänderung klein zu halten und andererseits die sehr niedrige Mondumlaufbahn von nur etwa 50 km Höhe möglichst exakt zu erreichen. Die Umlaufzeit der Sonden um den Mond betrug 113 Minuten. Auf dieser Höhe folgten die beiden Satelliten einander in 175 bis 225 Kilometer Abstand.[6]

Das Gravitationsfeld des Mondes von GRAIL bestimmt.

Die eigentliche Wissenschaftsmission begann am 7. März 2012[7] und hatte eine Dauer von 82 Tagen. Diese war in drei Zyklen von je 27,3 Tagen gegliedert. Zweimal täglich standen die Sonden für je 8 Stunden mit dem Deep Space Network (DSN) in Verbindung und übertrugen ihre gesammelten Daten.[6]

Nach Abschluss der primären Wissenschaftsphase wurde eine Verlängerung der Mission beschlossen, die vom 30. August bis 3. Dezember 2012 andauern sollte. Dafür verringerten die Sonden ihre Höhe auf durchschnittlich 23 Kilometer, um noch detailliertere Messungen durchführen zu können.[8] Nach Ende der Mission im Dezember 2012 erfolgte eine fünftägige Außerdienststellungsphase, nach der die beiden Satelliten später auf dem Mond aufschlagen sollten, um einen unkontrollierten Absturz auf eventuell bedeutsame Stätten wie z. B. die Apollo-Landestellen zu vermeiden.[6]

Beide Raumsonden kollidierten zum planmäßigen Missionsende am 17. Dezember 2012 mit einem unbenannten Berg zwischen Philolaus und Mouchez nahe dem Mondnordpol. Um 22:28:51 UTC schlug GRAIL A („Ebb“) zuerst auf der Mondoberfläche auf, eine halbe Minute später folgte GRAIL B („Flow“). Der Ort des Einschlags beider Satelliten wurde von der NASA nach der 2012 verstorbenen Astronautin Sally Ride benannt.[9]

  • Die GRAIL-Sonden bei der Startvorbereitung
    Die GRAIL-Sonden bei der Startvorbereitung
  • Die GRAIL-Sonden auf der Trägerrakete
    Die GRAIL-Sonden auf der Trägerrakete
  • Die Delta-7920H-10C vor dem Start
    Die Delta-7920H-10C vor dem Start
  • Die Delta 7920H-10C kurz vor dem Abheben
    Die Delta 7920H-10C kurz vor dem Abheben
  • Dicke der Mondkruste
    Dicke der Mondkruste

Weblinks

Commons: Gravity Recovery and Interior Laboratory – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • GRAIL@ nasa.gov, abgerufen am 1. Januar 2012
  • MIT GRAIL Home Page
  • NASA News: New NASA Mission to Reveal Moon's Internal Structure and Evolution, 11. Dezember 2007 (englisch)
  • Kennedy Space Center: Medienarchiv zur GRAIL-Mission
  • hda: Nasa-Mission, Sonden-Duo soll Rätsel um zweiten Erdmond lösen, in Spiegel Online Datum: 7. September 2011, abgerufen: 10. September 2011
  • NASA: GRAIL-A erreicht Mond am 31. Dezember 2011

Videos

  • Parting Moon Shots from NASA's GRAIL mission. Aufnahmen der Mondrückseite im Dezember 2012, JPLnews@youtube, abgerufen am 16. Januar 2013

Einzelnachweise

  1. Lockheed Martin spacecraft to be flown for NASA’s GRAIL lunar mission (Memento vom 29. Dezember 2007 im Internet Archive)
  2. NASA: Gravity Recovery and Interior Laboratory (GRAIL) Launch Kit (PDF; 1,2 MB)
  3. a b GRAIL: Spacecraft & Payload. MIT, abgerufen am 5. September 2011. 
  4. GRAIL: Education & Outreach. MIT, abgerufen am 5. September 2011. 
  5. NASA: Montana Students Submit Winning Names for NASA Lunar Spacecraft, vom 17. Januar 2012
  6. a b c GRAIL: Mission Design. MIT, abgerufen am 5. September 2011. 
  7. NASA: NASA's Twin GRAIL Spacecraft Begin Collecting Lunar Science Data
  8. NASA: NASA's GRAIL Moon Twins Begin Extended Mission Science, vom 31. August 2012
  9. NASA: NASA's GRAIL Lunar Impact Site Named for Astronaut Sally Ride, vom 17. Dezember 2012
Luna-Sonden

Sputnik 25Luna 1958ALuna 1958BLuna 1958CLuna 1Luna 1959ALuna 2 • Luna 3 • Luna 1960A • Luna 1960B • Luna 1963A • Luna 4 • Luna 1964ALuna 1964B • Kosmos 60 • Luna 1965A • Luna 5 • Luna 6 • Luna 7 • Luna 8 • Luna 9 • Luna 1966A • Kosmos 111 • Luna 10 • Luna 11 • Luna 12 • Luna 13 • Luna 1968A • Luna 14  • Luna 1969A • Luna 1969B • Luna 1969C • Luna 15 • Kosmos 300 • Kosmos 305 • Luna 1970A • Luna 1970B • Luna 16 • Luna 17 • Luna 18 • Luna 19 • Luna 20 • Luna 21 • Luna 22 • Luna 23 • Luna 1975A • Luna 24 • Luna 25 • Luna 26 • Luna 27 • Luna 28

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Sonstige (privat)

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nicht verwirklicht

AlinaESMO • LEO • LUNAR-A • Masten Mission 1 • SELENE-2 • Z-01

Geplante Missionen sind kursiv dargestellt. Siehe auch: Chronologie der Mondmissionen, Liste künstlicher Objekte auf dem Mond

NEAR Shoemaker (1996) • Mars Pathfinder (1996) • Lunar Prospector (1998) • Stardust (1999) • Genesis (2001) • CONTOUR (2002) • MESSENGER (2004) • Deep Impact (2005) • Dawn (2007) • Kepler (2009) • GRAIL (2011) • InSight (2018) • Lucy (2021) • Psyche (2023)

Geplant: Davinci (2028–2030)

Zurückgestellt: Veritas

Kursiv geschriebene Missionen sind aktiv.